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[ Thomas Bernhard ]

Der Theatermacher (Bernhard, 1984)

Der Theatermacher geht vom Theaterskandal um das Notlicht in der Salzburger Festspielaufführung von "Der Ignorant und der Wahnsinnige" aus (1972). Damals bestand Bernhard auf absolute Dunkelheit, die feuerpolizeilich nicht durchzusetzen war. Bernhard sagte damals: "Eine Gesellschaft, die zwei Minuten Finsternis nicht verträgt, kommt ohne mein Schauspiel aus". In Theatermacher greift er diese Gesichte um das Notlicht wieder auf. Der Theatermacher Bruscon versteift sich ebenfalls auf diese Forderung.

In seiner Komödie hat es
am Ende vollkommen finster zu sein
auch das Notlicht muss gelöscht sein
vollkommen finster
absolut finster.

Handlungsort ist der Tanzsaal im Gasthof "Schwarzer Hirsch" in Utzbach, einem Provinzdörfchen mit 280 Einwohnern. Der Saal ist heruntergekommen, aber über den morschen Türen, die seit Jahren niemand mehr benutzt hat, brennt das Notlicht.
Bruscon zieht mit seiner Familie, welche er für sein Theater als Schauspieler einsetzt, von Ortschaft zu Ortschaft, um seine Komödie "Das Rad der Geschichte" aufzuführen. Höhepunkt und Voraussetzung des Stücks soll die absolute Dunkelheit sein.

Die Schauspieltruppe besteht aus Bruscon selbst, seiner lungenkranken, dauernd hustenden Frau, dem unbegabten Sohn Ferrucio und der nicht den Ansprüchen des Vaters entsprechende Tochter Sarah. In den ersten drei Szenen sind sie damit beschäftigt, den Saal für die Vorstellung herzurichten, die Requisiten herbeizuschaffen und die Kostüme von Nero, Churchill, Hitler, Einstein auf Kleiderständer zu hängen. Bruscon erzählt dem Wirt des Gasthauses wie sie an anderen Orten behandelt wurden, was sie dort gegessen haben und dass es kein Problem war, das Notlicht am Schluss seines Stückes ebenfalls erlöschen zu lassen. Er erklärt dem Wirt, wie wichtig es ihm ist, dass auch das Notlicht am Ende seines Stückes ausgeschaltet wird. Zwischendurch erscheint seine Frau, seine Tochter, sein Sohn. Bruscon gibt sich aber in keiner Weise Mühe, freundlich mit seiner Familie zu sprechen. Er befiehlt seiner Tochter schroff, ihm die Schuhe auszuziehen und ihm die Füsse zu massieren. Seine Tochter widerspricht ihrem Vater nicht und lässt sich von ihm herumkommandieren. Ebenso sein Sohn, der sich anhören muss, dass er die grösste Enttäuschung für seinen Vater ist. Ferrucio gehorcht seinem Vater, welcher seine Familie regelrecht tyrannisiert. Er scheut sich auch nicht, seine Frau anzuherrschen, welche sich nicht mehr zur Wehr setzt, als ihre beiden Kinder.

Bruscon beklagt sich den ganzen Nachmittag über seine Familie, sein Publikum, die Feuerwehr, ... Der Wirt wie auch die Familie des Theatermachers haben während dem ganzen Stück kaum etwas zu sagen. Bruscon macht in seinem Monolog ein paar Andeutungen, dass sein Stück weder Stil hat noch in eine Zeitepoche einzuordnen ist. Als sich der Saal endlich mit Zuschauern füllt und die Familie, jeder in seiner Schauspielerrolle, bereitsteht, beginnt es fürchterlich zu regnen, es donnert und der Saal lässt den Regen durch die undichte Decke einströmen.

Als gerufen wird, dass der Pfarrhof brennt, verlassen die Zuschauer fluchtartig den Saal und Bruscon im Kostüm des Napoleons, sinkt erschöpft auf einem Stuhl zusammen.


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Roman Adrian Spirgi