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[ Thomas Bernhard ]

Ein Fest für Boris (Bernhard, 1970)

"Ein Fest für Boris" ist ein Stück in drei Akten, zwei Vorspielen und dem Hauptteil "Das Fest". In den einzelnen Akten geschieht wenig. Handlungsort ist ein leerer Raum im Haus der wohlhabenden Guten. Die Gute ist die Hauptfigur des Stückes und sitzt in einem Rollstuhl. Sie hat ihren Mann und ihre Beine bei einem Autounfall verloren. Nun dirigiert die Gute ihr Hausmädchen Johanna von ihrem Rollstuhl aus im Haus herum, sie demütigt sie ununterbrochen und beschimpft sie: " ... Ihre Rücksichtslosigkeit / Auf Ihre krankhafte Weise / ... ".
Bis zum Ende des Vorspiels probiert die Gute rote, grüne, gelbe, aber vor allem weisse und schwarze Handschuhe und grosse Hüte in denselben Farben. Johanna ist ihr dabei behilflich. Die Gute hält während des Anprobierens einen langen Monolog. Sie bemitleidet sich selbst in ihrem (beinlosen) Zustand.

Das zweite Vorspiel handelt nach dem Maskenball, auf dem die Gute zusammen mit Johanna gewesen war, die Gute im Kostüm einer Königin, Johanna als Schwein. Als die Gute bemerkt, dass Johanna ihre Maske nicht mehr trägt, zwingt sie sie dazu, die Maske wieder aufzusetzen. Die Gute lässt sich gerade über den besuchten Maskenball aus und kommt dann auf Boris zu sprechen. Boris, ebenfalls beinlos, ist ihr Mann, den sie sich neulich aus dem Krüppelasyl ausgesucht und geheiratet hat, um nicht mehr allein zu sein. Doch Boris spricht kein Wort mit der Guten und ruft ständig nach Johanna. Die Gute: "Er ruft nach Ihnen / nicht nach mir / nach Ihnen / Ihnen ruft er / ...". Dieses Vorspiel ist furchteinflössend. Dieser beängstigende Zustand wird verstärkt, indem die Gute, ihren Mann im Nebenzimmer einfach eine Weile schreien lässt: "Sie dürfen ihn nicht eher herausholen / als bis ich ihnen die Erlaubnis dazu gebe / Warten Sie / Hören Sie / ..."
Am Ende dieses Vorspiels schreit die Gute plötzlich Johanna an: "Nehmen Sie Ihre Maske herunter / Nehmen Sie Ihre Maske herunter", nachdem sie sie kurz davor dazu verpflichtet hatte, ihre Maske wieder aufzusetzen.

Das Fest für den Geburtstag von Boris beinhaltet den Hauptteil des Stückes. Alle "Krüppel" aus dem Krüppelasyl sind eingeladen. Sie sind alle beinlos, selbst Johanna muss an diesem Abend ihre Beine versteckt halten. Die Krüppel erzählen ihre Albträume und lachen darüber. Die Stimmung wird ernster als die Krüppel auf ihre viel zu kurzen Betten ("Kisten") zu sprechen kommen. Alter Krüppel: "Es gibt viele Methoden / sich das Leben in der Kiste erträglicher zu machen / Karl Ernst schläft oft im Stehen / ..." Die Gute verspricht, sich beim Anstaltsdirektor für längere Betten einzusetzen. Doch die Betten waren erst der Anfang der Klagen, sie beschweren sich über die schlechte, gar miserable Betreuung der Ärzte und Pfleger, über das schlechte Essen, die miesen Zustände im Krüppelasyl. Die Stimmung wird angeheizt durch immer schneller, immer lauterwerdende Paukenschläge von Boris, der diese Pauke von einem Krüppel geschenkt bekommen hatte. Die Krüppel erzählen von ihren Methoden, sich ihr Leben im Krüppelasyl erträglicher zu machen. Als alle müde werden und sich für das Essen bedanken, bemerkt Johanna plötzlich, dass Boris tot ist. Alle mit Ausnahme der Guten entfernen sich aus dem Raum. Kaum ist die Gute mit dem toten Boris allein, bricht sie in ein fürchterliches Gelächter aus.


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Roman Adrian Spirgi